Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht
Ein Film von Sabine Lamby, Cornelia Partmann und Isabel Gathof ab 02.02. 2023 im Abaton Hamburg
Der systematische Massenmord in den Konzentrationslagern des NS-Regimes fand nicht durch einzelne, wenige Täter statt, sondern nur durch die Unterstützung von tausenden Mittätern. Lange konnte die deutsche Justiz dieser historischen Tatsache nicht gerecht werden. Durch Generalstaatsanwalt Fritz Bauer wurden bei den Frankfurter Auschwitz Prozessen 1963 zum ersten Mal Angeklagte für Beihilfe zum Mord vor ein deutsches Gericht gebracht. Doch schon damals kam es, trotz umfassender Erkenntnisse, nicht zu einer Prozessflut – im Gegenteil: die Strafverfolgung von NS-Verbrechern nahm sogar ab. Rund 60 Jahre später findet Fritz Bauers Erbe nun Anwendung.
Der Dokumentarfilm FRITZ BAUERS ERBE – GERECHTIGKEIT VERJÄHRT NICHT zeigt anhand der jüngsten NS-Prozesse wie sich Fritz Bauers Ansatz als neues Prinzip der Rechtsauffassung in Deutschland etablieren konnte.
Mit bewegenden und aufrüttelnden Zeitzeugenberichten von Überlebenden, entfaltet der Film eine faszinierende Geschichte darüber, wie die Gerechtigkeit ihren Weg in die deutschen Gerichte fand. Außerdem veranschaulicht er die wegbereitende Bedeutung der heutigen Urteile als Mahnung für die Zukunft.
„Wirklich tot sind nur jene, an die sich niemand mehr erinnert.“ – Jüdisches Sprichwort
Stadtführung »Das jüdische Hamburg«
Auf den Spuren des jüdischen Lebens in der Hansestadt
Eine Erinnerung…
Seit über 400 Jahren sind Jüdinnen und Juden ein Teil der Hamburger Gesellschaft. Sie haben die Entwicklung der Hansestadt geprägt, verändert und neu definiert. Der wachsende Antisemitismus, den das nationalsozialistische Regime ab 1933 politisch umsetzte, zerstörte die jüdische Gemeinde in Hamburg. Wer die Situation rechtzeitig erkannte, flüchtete ins Ausland. Viele von ihnen wurden jedoch deportiert und verloren ihr Leben. Zählte man im Jahr 1925 noch ca. 20.000 Juden im Raum Hamburg, so waren es nach dem Krieg nur noch wenige tausende. Doch mit dem „Holocaust“ verschwand, anders als angenommen, die jüdische Existenz nicht aus der Hansestadt. Schon wenige Wochen nach Kriegsende begann der Wiederaufbau in der ehemaligen Talmud-Tora-Schule im Grindelviertel.
Was ist geblieben?
Die Jüdische Gemeinde Hamburg ist mit ca. 3500 Mitgliedern wieder eine der größten in Deutschland. Das jüdische Leben ist wieder Bestandteil der Stadt. Einige behaupten sogar Hamburg erlebt eine Renaissance. Kulturzentren, Geschäfte welche koschere Lebensmittel anbieten und die Überlegung Synagogen neu zu errichten, erleichtern den Rückzug in die Hansestadt.
Begeben wir uns auf die Suche!
Wer aufmerksam durch Hamburg läuft, entdeckt sie. Relikte vergangener Zeiten, aber auch Hinweise auf das jüdische Leben der Neuzeit. Hier ganz nah. Unter unseren Füßen. Stolpersteine. Gunter Demnig ist es gelungen, dass der „Stein des Anstoßes“ erinnert. Erinnert an eine Zeit, welche geprägt war durch fleißige Kaufleute, prunkvolle Synagogen, koscheres Essen und lachende Kinder. Wie konnte es passieren, dass Menschen mit jüdischen Glauben verfolgt, deportiert und ermordet wurden?
Mai
31.05.2023 um 14 Uhr
Juli
19.07.2023 um 17 Uhr
Weitere Termine folgen !!!
Treffpunkt: Talmud Tora Schule, Grindelhof 30, Hamburg
Ende der Tour: „Cafè Leonar“, Grindelhof 59, Hamburg
Dauer: 2,5 Stunden
Preis: 22,50 €
Auf den Spuren jüdischen Lebens
Begeben Sie sich mit mir auf die Suche nach dem Vergangenen. Auf dem zweieinhalb stündigen Spaziergang werden wir nicht nur auf Zeitzeugen treffen, sondern der jüdischen Kultur ganz nah sein.
Treffpunkt ist an der Talmud Tora Schule, einer Institution deren Geschichte Anfang des 19. Jahrhundert begann. Die Gründung der Schule ging auf die Initiative des Kaufmanns und Talmud-Gelehrten Mendel Frankfurter zurück. Gelehrt wurde die Tora und Hibräisch. Die Schule lag mitten in der Neustadt, dem damaligem Mittelpunkt jüdischen Lebens. Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung wurde der Platz für die vielen Schüler knapp und somit trägt die heutige Schule nur noch den Namen, befindet sich aber nicht mehr am einzigen Standort.
Wir laufen weiter zur ehemaligen Synagoge am Bornplatz. Heute Joseph-Carlebach-Platz. 1906 wurde sie eingeweiht und diente lange Zeit der Deutsch-Israelitischen Gemeinde als Hauptsynagoge. In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Synagoge zerstört und später, nach dem Verkauf des Grundstücks, abgerissen. Zur Erinnerung wurde der Grundriss des Gebäudes in die Stein gemeißelt.
Nur weniger Meter entfernt stehen wir inmitten von prunkvollen Gebäuden der Universität Hamburg. Auch hier ist die Geschichte um das jüdische Leben zu spüren. Beginnend mit der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, begannen auch hier die Veränderungen. Bücher unter anderem von Heinrich Heine, Bertolt Brecht, Ernest Hemingway, Sigmund Freud, Lion Feuchtwanger, Carl Zuckmayer, Franz Werfel und Arnold Zweig verbrannten und bis zu 50 Professoren mussten die Uni verlassen.
Ganz in der Nähe entdecken wir eine Gedenktafel. Fast können wir sie hören. Stimmen, ein Flüstern, Schreie. Hier auf diese Wiese wurden sie zusammengetrieben und schlussendlich zum Hannoverschen Bahnhof gebracht. Ihre Koffer jedoch blieben stehen. Es sollte die letzte Etappe ihres Lebens werden.
Hier ganz nah an der Hauptstraße fällt es schwer sich vorzustellen, dass im Jahr 1712 dieser Platz noch vor den Toren der Stadt lag und als letzte Ruhestätte für die Armen und Dienstboten genutzt wurde. Im Jahr 1805 fand das letzte Begräbnis statt und der Friedhof wurde geschlossen. Anders als in der christlichen Beerdigungskultur werden Plätze auf jüdischen Friedhöfen nur einmal vergeben.
Anfang der Dreißiger Jahre war der Friedhof Ziel antisemitischer Verwüstung. 1937 wurde der Friedhof auf staatlichen Druck aufgehoben.